Vor acht Jahren verkaufte Belgien seine Kampfpanzer. Jetzt will sie die Regierung zurück, um die Ukraine zu unterstützen. Doch das wird teuer.
Brüssel – Es vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem die Ukraine keine Unterstützung mit Militärgerät fordert. Nun haben mehrere EU-Länder Hilfe zugesagt; Deutschland etwa liefert 14 Leopard-2-Panzer. Nachbarland Belgien wiederum schickt bislang keine Kampfpanzer in die Ukraine: Das Land hat seine Bestände schlicht verkauft. Beziehungsweise verramscht?
2015 tauschte Belgien seine Kampf- in Radpanzer um. Solche Fahrzeuge sind in der Regel nur für den militärischen Transport vorgesehen, für den Kriegseinsatz sind sie ungeeignet. Die Kampfpanzer gingen unter anderem an den Waffenhändler Freddy Versluys. Er kaufte der belgischen Armee dutzende Leopard-1-Panzer ab.
Solche Panzer könnten der Ukraine helfen. Die Regierung in Brüssel überlegt nun nach übereinstimmenden belgischen Medienberichten, die Fahrzeuge zurückzukaufen. Den Plänen im Weg steht die Preisfrage, „Die Vorschläge, die wir bisher erhalten haben, sind extrem teuer“, sagte die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder dem belgischen Rundfunk VRT. „Sie verlangen bis zu 500.000 Euro für einen Panzer, den wir für 15.000 Euro verkauft haben. Und sie sind immer noch im selben schlechten Zustand wie damals.“
Laut Experteneinschätzungen gegenüber VRT ist die Rechnung jedoch in Ordnung. Es handle sich schlicht um den aktuellen Marktpreis. Versluys argumentiert zudem mit Reparaturkosten, die er in die Panzer gesteckt habe. „Neue Spuren? 120.000 Euro. Lassen Sie den Motor überprüfen? 185.000 Euro. Neue Stoßdämpfer? 36.000 Euro. Feuerlöschrohrsystem? 500.000 Euro. Was wollt ihr, wollt ihr sie umsonst mitnehmen?“
Ein weiteres Problem: Die Panzer müssten zuvor wohl gecheckt werden. Eine gründliche Wartung könnte den Lieferzeitpunkt verzögern. Sie sei jedoch notwendig, meint Waffenhändler Versluys. „Ich würde niemandem raten, die Panzer einfach so in die Ukraine zu schicken“, sagte der Panzerbesitzer dem belgischen Rundfunk. „Wenn sie in den Krieg geschickt werden, müssen sie zuverlässig sein. Wir wollen nicht, dass sie sofort zusammenbrechen“. Gleichzeitig erschwerten bürokratische Hürden eine rasche Lieferung.
Ministerin Dedonder – seit 2020 im Amt – verteidigt derweil den Verkauf der Kampfpanzer. Die Regierung habe ihre Entscheidung aufgrund der damaligen geopolitischen Situation getroffen. „Die leichteren gepanzerten Fahrzeuge sind zum Beispiel in Afrika besser.“ „Die Regierung rechnete nicht damit, dass ein weiterer Krieg auf dem europäischen Kontinent ausbrechen würde“, sagte Dedonder.
Die Ukraine fordert nach Kampfpanzern derweil auch Jets, Siko-Chef Christoph Heusgen hat sich bereits dafür ausgesprochen. Der ukrainische Vizeaußenminister Andriy Melnyk will hingegen ein deutsches U-Boot für Kiew. „Hey Leute, mir ist klar, dass ich mir hiermit einen Shitstorm einhandle, aber ich habe eine weitere kreative Idee“, schrieb der Ex-Botschafter am Sonntag auf Twitter. (as)