Trier Um das Parkchaos nicht noch zu vergrößern, müssen bei neuen Wohngebäuden auch immer neue Parkplätze gebaut werden. Viele Mieter sparen sich die zusätzliche Pacht und parken ihre Autos stattdessen auf der Straße. Wie kann das sein und was kann die Stadt dagegen tun?
Ach, wie schön ist Trier – wenn, ja wenn nicht überall alles zugeparkt wäre. In den engen Straßen im unteren Gartenfeld – etwa in der Kronprinzenstraße – reiht sich nach Feierabend ein Auto ans andere. Anwohner ohne eigenen Parkplatz tuckern allabendlich durchs Viertel auf der Suche nach einer Lücke. Dazu kommt der nicht gerade schöne Anblick der Blechschlangen in den hübschen Straßen, die zu Denkmalschutzzonen gehören.
In der nahen Charlottenstraße ist vor wenigen Jahren eine riesige Tiefgarage entstanden für die Bewohner des großen Neubaukomplexes mit dem vornehmen Namen Residenz an den Kaiserthermen. Allerdings parken offenbar längst nicht alle dort Zugezogenen in der dafür vorgesehenen Tiefgarage – sondern reihen sich ein in den täglichen Parksuchverkehr durchs Quartier. „Das Problem ist, dass Investoren beim Neubau von Wohngebäuden zwar laut Bauordnung entsprechend viele Parkplätze mit errichten müssen – hinterher kontrolliert aber niemand, ob diese auch ihren Zweck erfüllen“, sagt Norbert Henschel, ehemals Mitarbeiter im städtischen Bauplanungsamt und heute Vertreter des politischen Vereins UBT im städtischen Bauausschuss. „Nicht nur in der Charlottenstraße steht die halbe Tiefgarage leer“, sagt Henschel.
Warum das so ist? Die Parkplätze sind bei den Mieten nicht inklusive, sondern müssen zusätzlich gezahlt werden. Und diese 70 bis 90 Euro sparen sich viele lieber angesichts der ohnehin hohen Wohnkosten. Die Vermieter können die Stellplätze dann zwar an andere Menschen verpachten – schließlich liegt die Charlottenstraße fußläufig zu den Arbeitsplätzen der Innenstadt. Die Tiefgarage ist von diesen Nutzern dann aber nur tagsüber belegt. Abends, wenn der Anwohnersuchverkehr am größten ist, entlastet die Vermietung an Auswärtige den Parkdruck im Viertel nicht.
Löst die Bauverordnung, die vorschreibt, dass Investoren pro Wohnung und Quadratmeterzahl eine bestimmte Anzahl an Stellplätzen errichten müssen, die Trierer Parkplatznot also eher auf dem Papier als in der Wirklichkeit? Ganz so schlimm sei es nicht, erklärt ein Insider der Trierer Investorenszene im Gespräch mit dem Volksfreund. Viele Mieter seien schließlich froh, einen nahen Stellplatz anmieten zu können. „Aber es stimmt schon: Viele laut Bauverordnung errichtete Stellflächen in Trier sind zumindest teilweise ungenutzt, während in den Anwohnerstraßen dann die Autos Stoßstange an Stoßstange stehen.“ Auch auf dem zum Appartementkomplex in der Pluwiger Strraße zugehörigen Parkdeck sei das beispielsweise so.
Udo Schilz vom Trierer Vertriebsbüro des Bauriesen Eifel-Haus räumt auf Volksfreund-Nachfrage das Problem ebenfalls ein. Eifel-Haus hat in den vergangenen Jahren in dem bis dahin leer stehenden Olewiger Kloster und auf dem dazugehörigen Gelände 92 Wohnungen neu gebaut und gemäß Stellplatzverordnung dafür 68 Parkplätze in einer Tiefgarage und 61 oberirdisch ausgewiesen. 91 der 92 Wohnungen sind mittlerweile verkauft, die ersten Bewohner eingezogen. „Alle Käufer haben auch Stellplätze erworben“, betont Schilz, „bei größeren Wohnungen auch zwei oder – in Einzelfällen – drei, damit auch noch fürs Sommerauto Platz ist“, berichtet Schilz. Käufer, die die Wohnungen nicht selbst nutzen, sondern vermieten, würden die Stellplätze meist allerdings nicht in den Mietzins einpreisen. „Es kann dann schon vorkommen, dass Mieter nur die Wohnung nehmen – ohne Parkplatz“, bestätigt Schilz. Schließlich gebe es gerade in verkehrsgünstigen Lagen auch Menschen, die gar kein Auto besitzen. Weil Parkflächen allerdings auch in Olewig rar sind, dürften die Vermieter in solchen Fällen allerdings kaum Probleme haben, ihre Stellplätze anderweitig zu verpachten. „Aber dann kann es natürlich sein, dass der Platz an jemanden geht, der zum Beispiel nur eine Unterstellmöglichkeit für seinen Oldtimer sucht.“
Nach Volksfreund-Informationen blockiert auch in der Tiefgarage in der Charlottenstraße das ein oder andere Liebhaberauto, das nur an Sonntagen ausgefahren wird, die eigentlich für Bewohner gedachten Parkplätze.
Der Trierer Stadtverwaltung „ist das Problem bekannt“, bestätigt Rathauspressesprecher Michael Schmitz auf Volksfreund-Nachfrage, „und zwar sowohl der Bauaufsicht als auch dem Amt für Stadtplanung und Verkehr und auch der Verkehrsbehörde“. Die Sache sei sogar ein „Dauerthema“ im Rathaus – machen könne man dagegen allerdings wenig „Auch leer stehende Stellplätze sind Stellplätze im Sinne des Baurechts“, erklärt Schmitz. Die Eigentümer oder Mieter zu verpflichten, für den Wohnraum errichtete Stellplätze auch tatsächlich anzumieten und zu nutzen – „dafür sehen wir keine öffentlich-rechtliche Rechtsgrundlage“.