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2023-02-05 17:05:47 By : Ms. May Liu

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Klimaschutz muss derzeit als Argument für fast alles herhalten. Mit penetranter Weltretter-Attitüde versuchte zuletzt auch die niederländische Firma Stoov, ihre Heizkissen und -decken unters Volk zu bringen. Die funktionieren wie elektrische Wärmflaschen. Man lädt einen Akku im Innern auf, und dann wird eine kleine Infrarotheizung schön warm.

Also her damit! Ich ordere ein Einstiegsmodell für 100 Euro, maximale Überhöhung gibt es gratis: "Mit Stoov sparst du Energie. Schließlich wärmen wir Menschen und nicht den Planeten." Selbst der Versandkarton ist mit solchen Sprüchen bedruckt. Darin: ein dunkelgrünes Kissen, das Ploov heißt. Ein Ploov von Stoov. Es wirkt hochwertig und hat eine sofataugliche Größe. Doch sich wärmen, nicht den Planeten? Ich wette jetzt schon dagegen. Die Kissenmacher wiederum legen sich das so zurecht: Die Gasheizung um ein Grad herunterzudrehen spare sechs Prozent des fossilen Brennstoffs, was pro Person eine finanzielle Entlastung von jährlich gut 104 Euro bedeute. Gegenrechnen müsse man die Stromkosten fürs Kissen. Es einmal pro Tag aufzuladen koste aufs Jahr gerechnet nur 6,02 Euro, schreibt Stoov: "Mit einem um ein Grad niedrigeren Thermostat und einem Stoov, der dich warmhält, sparst du auf Jahresbasis bereits 97,98 €." Klima geschützt, Geld gespart, hurra!

Nun, die Anschaffungskosten fehlen in der Rechnung. Billig ist das Kissen ja nicht gerade. Eine Heizung zwar auch nicht, aber die braucht man leider ohnehin.

Also aufladen. Die ersten Testläufe deuten darauf hin, dass das Kissen nach grob zwei Stunden Ladezeit etwa vier Stunden lang Wärme liefert. Und die fühlt sich sehr gut an, man kann das nicht leugnen! Allerdings will ich es durchgängig warm haben und mich keinem Warm-laden-warm-laden-Rhythmus aussetzen, weil mich das an Wechselduschen erinnert. Ich müsste also ein zweites Kissen kaufen und die beiden zeitversetzt laden oder das eine Kissen dauerhaft am Netz lassen. In jedem Fall erfordert ein ganzer Tag Wärme mehrere Ladezyklen und nicht nur einen. Was die (Strom-)Rechnung ganz anders aussehen lässt.

Ein praktisches Problem bekommen Familien. Eine Heizung wärmt nämlich den ganzen Raum. Ein Kissen wärmt in der Regel nur eine Person, und die meist auch nur von einer Seite (am Rücken besonders zu empfehlen, aaah!). Soll ein Kissen jedoch eine ganze Familie wärmen, müssen sich alle schon gut verstehen und gern lange sehr eng beieinanderhocken. Sonst brauchen sie mehrere Kissen. Der Markt hält eine große Auswahl bereit. Es gibt sogar extra Wärmekissen für Hunde. Bei Stoov heißen sie Woov (zu Deutsch etwa: Wuff) und kosten ab 150 Euro. Woov wärmt weder den Planeten noch den Menschen, braucht aber trotzdem Strom.

Life-Hack für Hundebesitzer: Ein gut erzogener Labradoodle auf dem Schoß wärmt seine Besitzperson noch besser als ein Stoov-Kissen. Für sehr große oder mehrere kleine Menschen eignen sich Neufundländer. Zudem sind Hunde flauschig und bleiben selbst bei Stromausfall betriebsfähig. Allerdings muss man jede Menge Futter in sie hineinstopfen, meist Fleisch, was ihre Klimabilanz verschlechtert. Bringt man Hunde dazu, sich vegetarisch zu ernähren, was möglich sein soll, müsste man neu rechnen.

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Tun wir aber nicht. Das Ergebnis steht auch so fest: Das Leben ist kompliziert, simple Öko-Rechnungen wie die von Stoov sind aber in jedem Fall blödsinnig. Oder Greenwashing.

Ich habe das Kissen trotzdem behalten und an jemanden verschenkt, dem ich damit eine Freude mache. Weil es wunderbar ist, ein paar Stunden lang wohlige Wärme am Rücken zu spüren. Manchmal reicht das schon als Argument.             

Auch zwei nicht sooo gut erzogene Dackel sind gut zu gebrauchen ,wärmen Rücken und Füße , mmm, CO2 Abdruck hin oder her?

Unser Briard ( https://de.wikipedia.org/wik… ) wärmt hervorragend, ihn zu streicheln soll sogar den Blutdruck senken und erfreut gleichzeitig den Hund. Eine Win,win, win Situation.

Zudem sind Hunde flauschig und bleiben selbst bei Stromausfall betriebsfähig.

Herrlich gut beschrieben! Unser Border Collie wärmt nicht nur hervorragend und senkt den Blutdruck, sie ist auch ein prima Fitnessgerät und endlos geduldiger Tröster. Also 4:1 für die Fraktion Hund (da schlägt nur der CO2-Abdruck negativ zu Buche)

Nachtrag: Kein Hund braucht ein Heizkissen!

"Kein Hund braucht ein Heizkissen!"

Nein, das braucht er nicht. Aber er genießt es, das Heizkissen. Den Beweis liefert mein Hund täglich.

da dachte ich mir hier im Nordosten New Englands beim Lesen des Artikels: geh mal zu deinem Hund (Golden Retriever) runter, da stand er auf und wollte spielen. Fazit: nicht geeignet als Wärmekissen :-D

Dann greifen sie einfach zur Wärmeflasche.

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